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Das wird sicher ein… Spaß!

spock

Ich habe am Freitag Star Trek gesehen und ich bin erfreut aus dem Kino gekommen, was mehr ist als man über viele andere Filme sagen kann. Er hat mir also gefallen und es ist sicher einer der besten Science-Fiction-Filme der letzten Jahre. Da es aber gleichzeitig auch Star Trek ist, kann damit nicht alles gesagt sein… Hier also mein Diskussionsbeitrag zum Thema.

Das Rebooting ehemals erfolgreicher Filmfranchises, also das Neuaufsetzen einer bekannten Geschichte unter Missachtung des zuvor erzählten, steht ja dieser Tage hoch im Kurs. Batman beginnt erneut, wobei der Fledermausmann selber unerträglich langweilig wird, seine Kontrahenten jedoch atemberaubend aufregend. Auch Superman kehrt in neuem Cape zurück, jedoch nur für einen Versuch, zu unserem und Kevin Spaceys Glück. Die Produzenten von James Bond setzen im Casino Royal alles auf eine Karte und pokern richtig: Der Film wird ein Erfolg, auch wenn Bond nun nicht mehr Bond ist und man außerdem die Frage zulassen muss, ob nicht jeder einzelne Bond immer ein Reboot in sich war und nur das Quentchen Trost keinen wirklich neuen Film hinbekommt.
Alles dieses plagt den elften Star Trek-Film nicht. Die Figuren sind nicht langweiliger geworden, eher interessanter (zumindest einige), man wünscht sich eine Fortsetzung und es fühlt sich erstmal aller sehr stark der Ursprungsidee verbunden an. An Wortwitz und knackigen Sprüchen kann es Star Trek XI jederzeit mit den anerkannten Highlights IV („dermitdenWalen“) und VI (der beste Trek-Film überhaupt) aufnehmen. Die Effekte knallten nie schöner – endlich bekommt man auch bei Star Trek eine Ahnung davon, dass der Weltraum ein dreidimensionales Gebilde ist. Und das Sounddesign geht mutig dorthin, wo nie ein Trekkie zuvor gewesen ist.
Zu den erwähnten Reboots jedoch gibt es einen ganz fundamentalen Unterschied: Die Größe des etablierten Universums. Zählt man nur die auf Leinwand oder Fernsehschirm verstreichende Erzählzeit, so kommt Superman auf vier abendfüllende Spielfilme mit insgesamt etwa 480 Minuten, Batman in vier Inkarnationen auf 499 Minuten (plus diverse Vorgänger, denen gegenüber aber schon Batman von 1989 ein Reboot war, als noch niemand diesen Begriff kannte). James Bond hat in 22 Filmen etwa doppelt soviele Stunden Arbeitszeit angehäuft. Star Trek nun brachte es mit zehn Filmen und 704 Episoden in fünf Serien auf rund 550 Stunden, also 33000 Minuten Plot. Das ist viel Geschichte, die da eliminiert wird.
Die Macher von Star Trek (XI) haben zu Protokoll gegeben, dass sie keinen Reboot gemacht haben. Das muss man angesichts der drückenden Gegenbeweise jedoch als marketingtechnische Augenwischerei der Fans betrachten: Titel und -helden kehren zum Ausgang der Serie zurück, die Geschichte sogar zu einem Punkt vor diesem. Allein die Musik macht schon klar, dass Picard und die anderen Nachfolger in diesem neuen Universum so schnell keinen Platz mehr haben werden: Immer wenn der – wirklich überaus gute – Score von Michael Giacchino einen Höhepunkt markieren will, zitiert er das alte Thema von Alexander Courage, niemals jedoch dessen Neuinterpretation durch Jerry Goldsmith, die seit Star Trek – Der Film stilgebend war. Das alles wäre ja kein Grund zum Klagen, machen die neuen Schauspieler doch ihre Sache gut: Zachary Quinto ist der zweitbeste Spock den man sich vorstellen kann und die Wiedergänger von Scotty, Pille, Sulu und – mit Einschränkungen – auch Chekov gefallen auf ganzer Linie.
An dieser Stelle muss ich zwischen schieben, dass für die weiter gehende Diskussion die Kenntnis des Films unumgänglich ist. Das heißt: HEAVY SPOILERS AHEAD! Wer den Film noch nicht gesehen hat, hört spätestens JETZT auf zu lesen. Alle anderen klicken hier:

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